Üben, üben, üben – bei unseren niederländischen Partnern
Internationale Partnerschaften in der NATO sind in dieser Zeit wichtiger denn je. Die Oldenburger Jäger haben gleich zwei davon: eine mit dem niederländischen Reserve Wach- und Sicherungsbataillon „10 Infanteriebataljon Bewaken Beveiligen Korps Nationale Reserve“ und eine mit dem britischen Reservebataillon der leichten Infanterie „3 Royal Anglian Regiment“. Zusammen üben sie, wie zuletzt an einem Wochenende in den Niederlanden.
Es regnet in Strömen. Alles ist durchgeweicht – Menschen, Ziele, der Boden. Wir sind auf dem größten Schießplatz der Niederlande. Schüsse brechen, Ziele fallen, nur bei mir nicht! „Du musst dich von unten nach oben einschießen. Halte drunter“, sagt meine Aufsicht. Siehe da, ich treffe wieder.
Anreise und Abendsonne
Angekommen sind wir vor drei Tagen. Orange-rot versank da die Abendsonne bei De Lutte als wir an einem kalten November-Tag die niederländische Grenze Richtung Harskamp überquerten. „Wir“ das sind sechzehn Soldaten aus zwei Kompanien des Unterstützungsbataillons Einsatz 1. Die Dunkelheit senkt sich bleiern über die Ebene als wir in Harskamp ankommen. In der Ferne brennt Licht und freundlich empfangen uns unsere niederländischen Gastgeber im Gemeinschaftsheim, liebevoll als „Bierstube“ bezeichnet. Wir essen gemeinsam zu Abend, sprechen über die bevorstehende Übung und machen uns früh ins Bett.
Feuer und Bewegung!
Am nächsten Morgen geht es bei den ersten Sonnenstrahlen raus auf die Schießbahn. Handgriffe und Basisübungen am Standard-Sturmgewehr der Niederländer, dem Colt C7, stehen auf dem Programm. „Ich hatte erwartet, mehr Schwierigkeiten zu haben, aber es geht ziemlich gut“, raunt einer von uns während er hantiert.
Als nächstes üben wir Kontakt-Drills – was ist wann von wem zu tun, wenn wir auf Feind treffen. Dies Übungen machen wir in der Fire-Box der Schießbahn, ein speziell abgegrenzter Bereich für Schießübungen aus der Bewegung. Danach folgt die niederländische Variante von „raupenartig Feuer und Bewegung“ – wir arbeiten uns vor oder zurück, je nach Situation, ein Teil bewegt sich, der andere gibt Feuerschutz. Als krönenden Abschluss am Ende dieses Teils: Überschuss durch die Handwaffen unserer Kameraden.
„Mann was ein Tag bisher, Wetter super, Bedingungen super, Ausbilder auch super, Waffe auch cool“, sagt einer uns lässt sich in die Ecke fallen. Die anderen nicken zustimmend - ein deutliches Lob für die hervorragende Vorbereitung und Durchführung durch die Kameraden der Foxtrott-Kompanie, in deren 3. und 4. Zug wir integriert wurden.
Am Abend dann Kontakt-Drills mit San-Lage. Unser Fokus lag auf dem gegenseitigen Austausch: Was machen wir, was macht man bei den Niederländern, und was können wir voneinander lernen? Wir ziehen uns gegenseitig als Verwundete aus der Schusslinie. Eine Hälfte liegt im Dreck und gibt Feuerschutz, die andere Hälfte hastet in die nächste Deckung, zwei von uns ziehen dabei keuchend den simulierten Getroffenen mit in die nächste schützende Mulde. Über viele Meter hinweg wird das alles zum Kraftakt. Wir sind durchgeschwitzt und ausgepumpt. In der nächtlichen Dunkelheit endet die Ausbildung.
Finale
Am Abschlusstag geht es in die Norderheide, diesmal im strömenden Regen der Infanterie-Sonne. Für unseren Teil der Gruppe stehen Non-Lethal-Takedown-Übungen an. Präziser und schneller Schuss, auf kurze Distanzen, wie man es z.B. für den Wachdienst braucht. Drüben auf der Nachbarschießbahn funktionieren die beweglichen Ziele nicht und unsere sind sowieso völlig durchgeweicht. Macht nichts. „Improvise, Adapt, Overcome“ sagt der niederländische Leitende. Kurzerhand legen wir die Gruppen zusammen: Jetzt schießen niederländische und deutsche Soldaten Seite an Seite eine Reihe von Übungen mit verschiedenen Anschlagsarten, Distanzen, sogar Schulterwechseln. Nach dem Tipp des Ausbilders treffe sogar ich.
Zurück in der trockenen Kaserne, geht’s ans Nachbereiten und Waffenreinigen. Mit schwarzen Fingern sitzen wir da und pulen im Patronenlager. „Solche Tage sind super wertvoll“ sagt einer und spricht aus, was alle denken.
Der Schlachtruf der Jägertruppe beendet bei Einbrechender Dunkelheit unsere Übung offiziell. Jetzt noch zurück nach Oldenburg – zum Glück sind es nur drei Stunden Fahrt.
Fazit: Eine gelungene Übung, die unsere Deutsch-Niederländische Zusammenarbeit stärkt.
Text: Thore Schmidt mit Matthias Hammer
Bilder: Thore Schmid












